Es ist nicht leicht, an den Rückzug aus dem mit Mühen aufgebauten eigenen Unternehmen zu denken. Es kostet Überwindung, sich von seinem Lebenswerk zu lösen und einem anderen seinen Platz zu
überlassen. Schlimmer aber ist der Gedanke, dass der Fortbestand des Unternehmens bedroht sein könnte, für das man so hart gearbeitet hat. Jährlich müssen über 2.000 Familienbetriebe schließen, weil die Nachfolge gar nicht oder nicht eindeutig genug geregelt ist. Dies trifft selbst langjährig erfolgreiche Unternehmen mit guter Kapitalausstattung und ausreichender Liquidität. Der Verlust von Vermögen ist die Folge, Arbeitsplätze gehen verloren, und auf die Familie
kommt viel Ärger zu. Jeder Unternehmer sollte daher frühzeitig bedenken, dass für eine dauerhaft erfolgreiche Unternehmensübergabe zwei Voraussetzungen wesentlich sind: - Der Betrieb muss wirtschaftlich rentabel und wettbewerbsfähig bleiben. Um seine Existenz
langfristig zu sichern, sind auch im Hinblick auf die bevorstehende Übergabe kontinuierliche Investitionen notwendig.
- Die Eigentums- und Vermögensverhältnisse müssen rechtzeitig in einem Testament oder Erbvertrag fixiert sein. So wird eine existenzgefährdende Zerstückelung von Betrieb und Vermögen verhindert.
Die Unternehmensübergabe sollte von Anfang an schriftlich
und mit Zeitvorgaben geplant werden. Dazu gehören auch die bisherigen Vorüberlegungen wie die Suche nach einem geeigneten Nachfolger, die Definition von Zielen, die Vorbereitung des Existenzgründers auf die Nachfolge sowie dessen Qualifizierung, die Finanzierung, die Vereinbarung der Übergabe- und Zahlungsmodalitäten sowie die Regelung von Erbansprüchen. Der Firmeninhaber sollte auch für diesen wichtigen Schritt
unternehmerische Weitsicht beweisen. Je früher, desto besser. Dann ist genügend Zeit, sich umfassend zu informieren, zu planen, Alternativen zu prüfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen oder notfalls Korrekturen vorzunehmen. Für den gesamten Prozess der Unternehmensübergabe sollten mindestens drei bis fünf Jahre eingerechnet werden. Bei der Umsetzung der Übergabe gilt ebenso: Die Planung
ist das A und O des Erfolgs. Der Senior und sein Nachfolger sollten gemeinsam eine Übergabestrategie entwickeln. Kein Wechsel in der Unternehmergeneration verläuft ohne Reibungen. Die Interessen der Beteiligten sind häufig gegensätzlich. Diese Gegensätze sollten konstruktiv, d. h. im Dialog und im Interesse beider Parteien, ausgeglichen werden. Dies geschieht am besten dadurch, dass die Beteiligten einen konkreten Fahrplan festlegen. In dem Fahrplan sollten die beiderseitigen Ziele aufeinander abgestimmt sein. Er sollte den Eintrittszeitpunkt des künftigen Unternehmers und Angaben zur zukünftigen Rolle des Altinhabers sowie dessen Austrittszeitpunkt enthalten. Ferner sollte der Plan
Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortungsbereiche des Nachfolgers wie des Seniors exakt fixieren. Die einzelnen Schritte des Übergangs und der notwendigen begleitenden Maßnahmen bis zur endgültigen Übernahme der alleinigen Verantwortung durch den Nachfolger sollten ebenfalls mit Zeitangaben niedergelegt sein. Es ist zu überlegen, ob die Nachfolge sukzessiv erfolgen
soll oder in einem Schritt. Wann und wie ist die Einbindung des Nachfolgers als Angestellter, Führungskraft oder Gesellschafter in das Unternehmen und dessen Kapitalstruktur sinnvoll? Auch sind die Mitarbeiter des Unternehmens als kritischen Faktor des Unternehmensübergangs zu berücksichtigen. Eine offene Informationspolitik, und das Einbeziehen der Mitarbeiter sind wichtige Schritte zur erfolgreichen und nahtlosen Unternehmensübergabe. Zu prüfen ist weiter, wann
Gesellschafter, Führungskräfte oder Meister und die übrige Belegschaft informiert und wann der Nachfolger bei diesen persönlich eingeführt werden sollte. Wann sollten rechtliche Regelungen und Vertragswerke abgeschlossen sein? Die Unternehmensübergabe sollte nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Die gemeinsame Unternehmensleitung führt häufig zu
Kompetenzüberschneidungen und Irritationen bei Geschäftspartnern und im Unternehmen. Das gilt vor allem dann, wenn keine klare Regelung hinsichtlich der Kompetenzen getroffen worden ist. Ein klares Konzept für die weitere Unternehmensentwicklung ist daher ein sicherer Garant, Führungskräfte und Belegschaft für die Zeit nach der Übergabe zu gewinnen. Inhalt eines solchen Konzeptes ist ein Soll-Ist-Vergleich, aus dem Defizite und
Schwachstellen abgeleitet und gemeinsame Visionen, Strategien sowie Ziele für Neuerungen entwickelt werden können. Zur Erleichterung bietet sich an, Unternehmens-, Steuer- und Rechtsberater für die Gespräche zwischen Unternehmer, Nachfolger, Familie, Führungskräften und Mitarbeitern als Moderatoren hinzuzuziehen. Dies hilft, Konflikte zu vermeiden bzw. rasch beizulegen. Hilfreich kann auch die Einsetzung eines Beirates für die Nachfolgeregelung sein. Dieser kann bei weitreichenden Entscheidungen zu Rate gezogen werden oder bei Konflikten als Schiedsstelle fungieren. Der Einsatz eines Firmenbeirates kann darüber hinaus sinnvoll sein, wenn der Unternehmer einen gewissen Einfluss erhalten will, der Geschäftsverlauf nach der Übergabe noch überwacht werden
soll oder wenn wesentliche Kompetenzen noch nicht vollständig auf den Nachfolger übertragen werden sollen. Zum Beirat können ebenfalls Steuer-, Rechts-, Unternehmens- und Finanzberater der Hausbank gehören, aber auch interne oder externe Kommunikationsberater. Der gemeinsame Fahrplan sollte von allen Seiten akzeptiert werden und verbindlich sein. Eigentümerwechsel Oft wird an eine Veräußerung des Unternehmens an einen bestehenden Marktkonkurrenten gedacht. Dieser nutzt den Erwerb des Unternehmens dann zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsstellung. In der Praxis führt dies nicht selten dazu, dass aus dem erworbenen Unternehmen der Kundenstamm, das Know-how, moderne
Fertigungsverfahren und Maschinen übernommen werden, im Anschluss daran aber der eigentliche Geschäftsbetrieb des Unternehmens stillgelegt wird. Zwar kann bei richtiger Planung und ausreichender Vorbereitung des Verkaufs des Unternehmens an einen Konkurrenten häufig ein hoher Kaufpreis erzielt werden, in vielen Fällen geht damit aber das Ende des Unternehmens in seinem bisherigen Zustand einher. Das muss nicht so sein: Je mehr Zeit man sich bei der
Suche nach einem geeigneten Käufer lassen kann, desto größer ist die Chance, eine Fortführung des Unternehmens zu erreichen. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit des so genannten Management-Buy-out oder -Buy-in. Hier veräußert der Inhaber die Firma an Führungskräfte aus seinem oder an Führungskräfte aus einem anderen Unternehmen. |