| Ein Großteil aller Insolvenzen von Jungunternehmen in den kritischen ersten fünf Jahren geht auf eine zu geringe Kapitalausstattung zurück. Der Grund dafür ist zumeist, dass der Kapitalbedarf in
der Gründungsphase zu niedrig eingeschätzt wurde. - Wichtig dabei: Vor allem in den ersten kritischen Jahren sollte das Unternehmen immer liquide sein. Unter dem Begriff Liquidität versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, Lieferanten auszahlen und fällige Verbindlichkeiten fristgerecht begleichen zu können. Seine Liquidität sichert ein
Unternehmen aus eigener Kraft und fremdem Kapital (Krediten). Es ist sinnvoll, in die Liquiditätsplanung mindestens zwei Folgejahre mit einzubeziehen, wenn Sie Ihren Kapitalbedarf berechnen!
- Denken Sie dabei auch an die öffentlichen Kredite. Sie sind i. d. R. in den ersten Jahren tilgungsfrei und zum Teil zinsfrei. In den Folgejahren steigen dann
aber sowohl die Zinsen als auch die Höhe der Tilgungsraten.
- Bei der Liquiditätsplanung werden zukünftige Einnahmen und Ausgaben einander gegenübergestellt. Grundlage bildet der Umsatz-, Kosten- und Ergebnisplan für die Gewinnermittlung. Auch für die Liquiditätsplanung gibt es ein bewährtes Planungsinstrument (Liquiditätsplan).
- Wichtig: Tragen Sie Geldeingänge erst für den voraussichtlichen Zahlungstermin ein! Es kann - je nach Gepflogenheit der Branche und Zahlungsmoral der Kunden - mehrere Monate dauern, bis gestellte Rechnungen bezahlt werden. Sorgen Sie für eine ausreichende Liquiditätsreserve (z. B. Bankguthaben, Kreditlinien), die solche "Durststrecken" überstehen kann. Mangelhafte Liquidität führt sonst schnell zur
Zahlungsunfähigkeit.
Kredite aus Lieferungen und erbrachten Leistungen, sogenannte Lieferantenkredite, haben sich zu einem besonderen Risikofaktor entwickelt, der allzu häufig unterschätzt wird. Gemeint ist das Unternehmensvermögen, das in Form von Außenständen oder Lagerbeständen gebunden ist und damit kurzfristig nur bedingt zur Verfügung steht, wenn gleichzeitig Rechnungen bezahlt werden
müssen. Ein Problem gerade für die eigenkapitalschwachen Unternehmen in Ostdeutschland. Dahinter steckt: Auftraggeber lassen sich immer mehr Zeit, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Noch im Jahr 1963 war es im Handwerk üblich, dass eine Rechnung im Schnitt nach 22 Tagen beglichen wurde. Heute dauert dies 94 Tage. Einige dieser Außenstände werden nie bezahlt, weil allzu
viele Auftraggeber keine oder nur eine mangelhafte Debitorenbuchhaltung haben. So gaben fast zwei Drittel der westdeutschen Mittelständler (ca. 44 Prozent in Ostdeutschland) an, im Jahr 2001 Forderungsausfälle bis zu 0,5 Prozent des Umsatzes gehabt zu haben. Über elf Prozent im Westen bzw. 29 Prozent im Osten beklagten Forderungsausfälle von über einem Umsatzprozent (Creditreform, 2001). Solche Ausfälle können - gerade bei
geringen Umsatzrenditen - meist nicht verkraftet werden. Allerdings sind viele Gläubiger selbst mitschuldig an ihrer Situation: Sie trauen sich nicht, Forderungen mit Nachdruck einzutreiben, aus Angst, Kunden zu vergraulen. Immer vorausgesetzt, sie sind über ausstehende Forderungen ihres Unternehmens überhaupt orientiert. Dies ist keinesfalls die Regel. Selbst in relativ großen Firmen
fehlen trotz aller Pleitenfurcht nicht nur ein Konzept zur Vergabe von Lieferantenkrediten, sondern auch - für den Fall der Fälle - ein funktionierendes Mahnwesen. Sie können das Risiko durch "faule" Kunden mindern. Durch: - eine sorgfältige Vorbereitung von Geschäftsbeziehungen (Kreditmanagement)
- Prüfung der Zahlungsbereitschaft und Zahlungsfähigkeit (Bonitätsprüfung) der Geschäftspartner vor Abschluss über Lieferungen und Leistungen
- ein konsequentes Mahnwesen
- Absicherung der Forderungen durch Vereinbarung von Sicherheiten oder durch Kreditversicherung bzw.
Verkauf der Forderungen (Kreditversicherung, Factoring)
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