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Diplomarbeit

 

 

 

 

 

Thema:

Anreize und Hindernisse für unternehmerische Aktivitäten deutscher Firmen in Rußland

Fachbereich1:

BWL

Fachbereich2:

 

 

Summary:

Informationen über die globale Unternehmensumwelt, die Russische Föderation, das Investitionsklima, Infrastruktur, Wertevorstellungen, Denkweisen, Marketing & Werbung sowie Führungskräfte in Rußland. <p>
Des weiteren die Rolle des Staates in der Wirtschaft, Inflation, Kriminalität, Rechtslage sowie grundsätzlich rechtlich-politische Normen.
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Wertvolle und unverzichtbare Informationen für alle Unternehmen, die in Rußland aktiv werden wollen oder dies bereits sind ! <p>

1. Einführung <br>
Rußland befindet sich in einem Transformationsprozeß, der bei weitem nicht nur das rechtliche und politische System umfaßt. Ziel ist in erster Linie die Ablösung des als ineffektiv identifizierten planwirtschaftlichen Systems durch ein marktwirtschaftlich orientiertes, um eine erhöhte internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Dabei sind in kaum einem Land des ehemaligen Ostblocks die "Erfolge" so traurig wie in Rußland. Das Realeinkommen des Großteils der Bevölkerung sinkt rapide. Korruption und Kriminalität sind weitverbreitet. <p> Der wirtschaftliche Abstieg scheint unaufhaltsam. Wie beschreibt Prinkewitsch die Lage Rußlands im Jahre 1994: vielfältige Ressourcen; Vorhandensein einzigartiger Spitzentechnologie in verschiedenen Branchen; riesiger Markt und gut qualifizierte Arbeiter zu niedrigen Lohnkosten - auf der anderen Seite jedoch politische Instabilität; schlechte Infrastruktur, schwach ausgebildeter Dienstleistungssektor; unklare Gesetzgebung/Gesetzessituation im Hinblick auf Investitionen, Eigentumsschutz und staatliche Unterstützung; hohe Besteuerung von Produktionstätigkeit und Import-/Exportoperationen; unklare Funktion und Kompetenzverteilung der Behörden und Verwaltungsorgane auf verschiedenen Ebenen. An dieser grundlegenden Situation hat sich bis ins Jahr 1999 nicht viel geändert. <p>

Für ausländische Firmen hat Rußland in den letzten zehn Jahren mit seiner außenpolitischen Öffnung an Bedeutung gewonnen. Das Außenhandelsmonopol des Staates wurde abgeschafft. Internationaler Handel kann ungehinderter als zu Zeiten der Sowjetunion getrieben werden. Direktinvestitionen sind willkommen. Dabei ist Deutschland einer der größten Handelspartner der Russischen Föderation. Auch bei der Zahl der deutsch-russischen Joint Ventures und den hundertprozentigen Auslandsfirmen muß es sich nur von den USA geschlagen geben. Eine der Fragen, der in dieser Arbeit nachgegangen wird, ist jene, was deutsche Unternehmen dazu bewegt, in Rußland aktiv zu werden. Bei der vom Autor durchgeführten Befragung sollten unter anderem die Motive und Standortvorteile genannt werden, die Rußland für die Unternehmen interessant machen. Zwei Drittel der Befragten verwiesen in diesem Zusammenhang auf das Marktpotential. Markterschließung und -sicherung werden noch immer am häufigsten als Ziele eines Auslandsengagements in Rußland genannt. <p> Standortvorteile wie umfangreiche Rohstoffvorkommen, das hohe intellektuelle Potential oder niedrige Lohnkosten stehen deutlich im Schatten dieses Motivs.

Neben den Anreizen für unternehmerische Aktivitäten sollen aber auch Hindernisse unter die Lupe genommen werden. Wurde gerade über die Risiken und Barrieren für die Geschäftstätigkeit in den letzten zehn Jahren sehr viel geschrieben, scheint es dem Autor, daß ein großer Teil dieser Untersuchungen zu oberflächlichen Charakter trägt. <p> Meist wird dem Rechtssystem eine alles dominierende Stellung gegeben, ohne die tatsächlichen Gegebenheiten ausreichend zu berücksichtigen. Verständlich ist das insofern, als daß Menschen, die aus einer relativ wohlgeordneten Gesellschaft wie der deutschen kommen, gewohnt sind, daß der Rahmen ihres Handelns am konkretesten durch die Gesetzte bestimmt wird. Gegen sie zu verstoßen, läßt direkte Sanktionen erwarten. Doch dieser Sachverhalt ist nicht selbstverständlich und das System funktioniert in Deutschland nur, weil bestimmte tieferliegende Voraussetzungen erfüllt sind. Bei dem Versuch, dies deutlich zu machen, erwies sich das Schichtenmodell der Umwelt-Differenzierung und -Berücksichtigung von Eberhard Dülfer sehr hilfreich. <p> Die vorliegende Arbeit baut weitestgehend auf diesem Modell auf, das in Kapitel 2 näher erläutert wird. Die einzelnen Elemente der russischen Unternehmensumwelt werden dabei in eine Ordnung von Schichten gebracht, deren Abfolge durch evolutorische Ursachen-Wirkungszusammenhänge bestimmt ist. Dadurch gelingt es mit dem Modell, die Wurzeln verschiedener Erscheinungen auszugraben und über das Erkennen nicht nur der Symptome sondern auch der Ursachen effektive Reaktionsempfehlungen zu geben. Außerdem können zu erwartende Entwicklungen aufgrund heutiger Gegebenheiten vorhergesagt werden.
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Die Struktur des Hauptteils dieser Arbeit (Kapitel 3) entspricht den fünf Schichten der globalen Umwelt im Modell Dülfers. Die einzelnen Erscheinungen der Unternehmensumwelt werden diesen fünf Kategorien zugeordnet. Wie es auch von Dülfer beabsichtigt ist, werden dabei Interdependenzen von Einflußfaktoren aufgebrochen, um die Abhängigkeitsbeziehungen identifizieren zu können. Zum Teil, wenn dies der Verständlichkeit abträglich scheint, erfolgt keine konsequente Trennung, wobei auf solche Fälle hingewiesen wird. Ausführlichere Erläuterungen zum Modell finden sich in Kapitel 2.
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Ziel des Autors war eine teifgehende, im Sinne der Suche nach Ursachen, und dennoch allgemeine Betrachtung der heutigen russischen Gegebenheiten. Aus diesem Grunde wurde z.B. auf eine detailierte Untersuchung der Marktbedingungen und Konkurrenzformen in einzelnen Branchen verzichtet. Bei konkreten Investitionsentscheidungen ist dies unumgänglich. Der Autor behauptet, daß die beschriebenen Erscheinungen branchenübergreifend in Rußland gelten, wobei ihre Bedeutung selbstverständlich von Fall zu Fall unterschiedlich groß ist. Vorliegende Arbeit ist sicher nicht geeignet, die Vorteilhaftigkeit eines konkreten Investitionsprojektes zu bewerten. Hierfür sind tiefgehendere Analysen nötig. Dafür sollte die Aufmerksamkeit auf, für jeden Geschäftsmann in Rußland interessante, Aspekte gelenkt werden, die z.T. zu wenig Beachtung finden und von solchen abgelenkt werden, die u.U. überbewertet sind. <p>

In der vorliegenden Arbeit konnten bereits die Ereignisse im Herbst 1998 mitberücksichtigt werden. Damals kamen mit dem Schuldenmoratorium Kirjenkos, der damit verbundenen Abwertung des Rubels und dem Zusammenbruch des Bankensystems die ausländischen Investitionen fast vollständig zum Stillstand. Entsprechend einer Umfrage des Verbandes der Deutschen Wirtschaft in der RF vom September 1998 stellten fast die Hälfte der Befragten ihre Investitionsvorhaben zunächst zurück. Skeptisch zeigte sich vor allem der Handel. 1998 war die Höhe der Auslandsinvestitionen in Rußland laut einer Meldung des russischen Wirtschaftsministeriums nur halb so hoch wie im Vorjahr. Inzwischen ist zwar schon wieder etwas Ruhe unter den ausländischen Geschäftsleuten eingezogen. <p> Die Folgen der Finanzkrise vom August 1998 sind aber weitreichend. Wie groß die Verwirrung war, verdeutlichen folgende Fakten: Direkt mit Beginn der Krise sanken die Aufträge in der russischen Werbebranche um 80 %. Sony und Procter&Gamble froren ihre Werbebudgets vorübergehend ein, Phillip Morris und Nestle beschränkten entsprechende Ausgaben stark. Es gab aber auch genau entgegengesetzte Reaktionen. Der Coco-Cola-Konzern, der 1998 bereits 12 Abfüllanlagen in Rußland unterhielt, startete eine groß angelegte Werbe- und PR-Kampagne und senkte die Preise, was das Verkaufsvolumen schon bald auf den Wert des Vorjahreszeitraumes steigen ließ. Unter den gegebenen Umständen bedeutete das eine bemerkenswerte Marktanteilserweiterung.
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Danken möchte ich an dieser Stelle vor allem Frau Prof. Dr. Guerassimenko, die mich während meines Studienjahres an der Moskauer Lomonossow-Universität aber auch bei den Untersuchungen im Vorfeld dieser Arbeit weitreichend unterstützte. Darüber hinaus habe ich Prof. Dr. Dülfer für seine Betreuung zu danken. Seine theoretischen Betrachtungen haben in großem Maße zu meinem Verständnis der Gegebenheiten in Rußland beigetragen. Dank schulde ich auch all den Vertretern deutscher Firmen, die mir ihre Einschätzung der aktuellen Situation zukommen ließen.
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Bevor mit den systematischen Betrachtungen begonnen wird, sollen noch kurz einige Erläuterungen gemacht werden. Wenn, obwohl die Untersuchung auf deutsche Unternehmen bezogen erfolgt, nicht durchgängig explizit von deutschen Unternehmen die Rede ist, sondern häufig von Unternehmen allgemein, ausländischen oder westlichen gesprochen wird, so deshalb, weil keine falschen Besonderheiten vorgetäuscht werden sollen. Gibt es konkrete Aspekte die nur für Deutsche zutreffend sind, werden sie auch als solche hervorgehoben. Sonst gilt eine Aussage nicht nur für sie. Unter dem Begriff unternehmerische Aktivitäten sollen alle möglichen Auslands-Geschäftssysteme zusammengefaßt werden. Zum Teil erfolgt in der Arbeit ein Vergleich verschiedener Strategien. Das geographische Betrachtungsobjekt ist die Russische Föderation, meist auch einfach kurz Rußland genannt.
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Wird bei der Nennung verschiedener Personengruppen nicht politisch korrekt auch die weibliche Form genannt, so sei darum gebeten, dies nicht als Mißachtung zu verstehen, sondern nur als Verwendung der gebräuchlichen Begriffe. Gemeint sind in jedem Fall Personen beiden Geschlechts.
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Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Befragung unter Führungskräften deutscher Unternehmen durchgeführt, die im Bereich des Rußlandgeschäfts tätig sind. Es wurden im September 1998 zunächst etwa 300 Fragebögen per Fax an Vertretungen deutscher Firmen in Moskau geschickt und in einer Nachfaßaktion im Oktober 1998 noch einmal 100 Bögen per Email an die Rußlandabteilungen deutscher Firmen. Leider war die Resonanz sehr gering. Lediglich 37 Antworten gingen ein. Die Ergebnisse sollen trotzdem ausgewertet werden, da sie zumindest gewisse Tendenzen aufzeigen. Informationen zu weiteren Erhebungen, die in der Arbeit berücksichtigt wurden, finden sich im Anhang.

 

Hochschule:

Philipps-Universität Marburg


Seiten:

124,000000

Abgabe:

29.04.1999

Note:

1,700000

 

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